Paris - Je t'aime?!

Eigentlich liebe ich Paris. Eigentlich reise ich gerne in die Stadt der Liebe und eigentlich liebe ich es den Eiffelturm und die Sacre Coeur zu betrachten. Ja, eigentlich. 2011 besuchte ich diese glitzernde und schimmernde Stadt das erste Mal. Danach folgten Besuche 2015, 2016 und 2017. Ja, jedes Jahr. Weil diese Stadt eigentlich meine Lieblingsmetropole ist. Die mich in ihren Bann gezogen hat. Paris verzauberte mich schon immer mit ihrem Galmour, mit ihrer Sinnlichkeit, mit ihrer Romantik.

Du hast dich verändert, Paris.

Im Sommer 2015 besichtigte ich diese wunderschöne Metropole nach vier Jahren wieder. Bereits 2011 wurde ich in Monmatre mit Fake-Uhren und hässlichen Sonnenbrille bedrängt. 2015 war es jedoch kaum auszuhalten. Vor allem am Eiffelturm sammelten sich die hässlichen Metal-Eiffeltürme, Gucci und Prada Fakes und noch mehr Kram. Der einzige positive Stand am Eiffelturm war ein Verkaufsstand, der Liköre in verschiedenen Geschmackrichtungen, gefüllt in Glaseiffeltürmen jeder Größe, verkaufte. Hier konnte ich ein einzigartiges Souvenir kaufen und die Familie zu Hause erfreute sich daran. Leider war dieser Verkaufsstand in den Folgejahren nicht mehr zu finden.

 

Unser Hotel befand sich damals am Place de la Nation. Außerhalb, aber wir erreichten mit der Métrolinie 6 ohne umsteigen nach 30 Minuten die Station Bir-Hakeim. Es ist ein unfassbarer Moment, wenn die Métrolinie oberhalb quer durch Paris fährt. Von der Ferne lässt der Eiffelturm seine Spitze erstrahlen. Nach vier Jahren dieses wundersame Monument erneut erblicken zu können, ließ ein Glücksgefühl in mir aufsteigen und ermöglichte mir einen Rausch von Zufriedenheit.

 

Tipp am Rande: Wir hatten damals ein Angebot gebucht, in dem eine Seine-Rundfahrt enthalten war. Das Hotel war super, die Lage, 300 Meter von der Métrostation und unzähligen Restaurants, war wirklich perfekt. Das Frühstück war, wie für französische Verhältnisse üblich, nicht so üppig. Das Zimmer war klein, aber fein. Auch die kleinen Zimmer sind in dieser Metropole standard. Mit dem Hotel hatten wir einen Glücksgriff. Die Seine-Rundfahrt dagegen überzeugte uns nicht. Die Zeit die wir auf dem Schiff verbrachten, hätten wir gut und gerne für eine Sehenswürdigkeit einplanen können. Okay, man sieht den Eiffelturm von unten, aber ja das war es.

Paris, die Stadt der...? Ja, der was eigentlich?

2016 verknüpften wir den Paris-Besuch mit dem Disneyland. Diesmal buchten wir uns ein Hotel im Süden von Paris. Paris hatte sich verändert. Eigentlich bin ich früher gerne Métro gefahren. Mir hatte es eigentlich Spaß gemacht, die Menschen beim Ein- und Aussteigen zu beobachten. 2016  ertappte ich mich oft dabei, wie ich die Menschen beobachtete, aber immer mit einem mulmigen Gefühl. Obligatorischer und, wie zuvor 2015, erster Halt des Städtetrips: Bir-Hakeim, Eiffelturm. Schwer bewaffnete Polizisten. Ja, Paris hatte sich verändert. Am Eiffelturm noch mehr Miniatur-Eiffeltürme, noch mehr Gucci und noch mehr Hasen auf der Mauer. Ja, kleine süße Häschen. Und diesmal vor allem Hütchenspieler. Eigentlich liebte ich Paris. Eigentlich liebte ich es zum Eiffelturm zu flanieren. Eigentlich. Und jetzt. Eine einzige Hetzjagd. Wir wurden mitgerissen im Strom der Touristen, die eilig ihre Erinnerungsbilder schießen wollten. Schnell. Schnell. Keine Zeit. Unter dem Eiffelturm gibt es noch mehr bewaffnete Polizisten. Ja, richtig gelesen, Präsens, denn sie sind noch immer da.

 

Kleiner Tipp für Genießer: Wenn ihr auf der Suche nach einer wunderbaren Aussicht seid, geht nicht auf den Eiffelturm. Ihr zahlt, um über Paris zu blicken. Schön. Aber wie wäre es, wenn ihr den Eiffelturm und Paris zusammen auf einem Foto haben könntet? Der Tour Montparnasse. Abends könnt ihr von hier oben aus das Glitzerspektakel des Eiffelturms in seiner vollen Länge genießen. Und hier ist es noch nicht überlaufen mit Touristen. Wir haben abends um 20 Uhr einen sehr guten Platz ergattern und alles super betrachten können. Das Ticket könnt ihr für Tag und Abend lösen und habt damit die Chance zweimal mit dem Fahrstuhl bis ganz nach oben befördert zu werden.

 

Als wir 2016 das Disneyland besuchten, war es ein regnerischer Montag. Warum ich euch das erzähle? Ganz einfach: Montags arbeiten Menschen und bei Regen trauen sie sich nicht vor die Tür. Das war jedoch sehr praktisch für uns: Wir mussten nicht bei Captain Jack Sparrow anstehen, um mit ihm durch seine Karibik zu segeln. Das Disneyland faszinierte mich. Ein richtiger WoW-Effekt erfasste mich, als ich die kleine bunte Stadt sah. Wir konnten Bilder mit Daisy und Goofy machen und durch das Cinderella-Schloss spazieren. Mein Kindheitstraum wurde wahr! Am Ende durften Mini-Maus, Donald Duck und Winnie Poohs Esel mitkommen. Das Disneyland liebe ich. Ohne eigentlich.

Paris, wo bist du?

Paris 2017: Ja, was soll ich sagen. Das ist nicht das Paris, welches ich liebte. Es ist ein Paris mit noch mehr Hütchenspieler, noch mehr Fake-Gegenstände, noch mehr Touristen. Dieses Mal kam ein Teil der Familie mit nach Paris. Leider konnte ich ihnen kein schönes Paris zeigen. Obligatorischer erster Halt: Bir-Hakeim, Eiffelturm. Ja, geschoben von der Menge, an den kleinen bunten Eiffeltürmen vorbei, erreichten wir den richtigen Eiffelturm. Was uns schockierte: Wir konnten nicht einfach unter den Eiffelturm laufen. Hier steht nun ein Absperrzaun und es gibt Kontrolleingänge. Eigentlich mochte ich den Eiffelturm. Ich sehe nur noch Touristen und Absperrgitter. Paris, wo bist du? Diesmal konnte selbst das Disneyland den Städtetrip nicht retten. Es war Sonntag, warm und viel zu voll. Und dann war auch noch die Piraten-Wildwasserbahn gesperrt. Toll.

 

Mein persönlich schrecklichstes Reiseerlebnis fand auch in Paris statt, genauer in der Métro-Station Charles de Gaule-Étoile. Wir waren am letzten Tag noch in Montmatre, kurz die Sacre Coeur bewundern und Brillenetuis „pour toute la famille“ kaufen, dazu kam noch eine süße rosa Touritasche für meine Mutter. Diese Tasche war mein Verhängnis, sie enttarnte mich als Tourist. Als wir abschließend noch auf der Prachtstraße Champs Élysée spazieren wollten und den Triumphbogen besichtigen, passierte das Unglück. Wir sind aus der Métro ausgestiegen, die Familie bereits weiter vorne, ich mit meinen Taschen am kämpfen, hinten gefangen im Strom der Menschen. Wir gingen einen Tunnel entlang und ich bemerkte eine, mit einem Taschentuch abgeklebte Überwachungskamera. Und dachte mir nichts dabei. Fataler Fehler. Wieder und wieder vernahm ich ein Pfeifen hinter mit, als ich eine lange Treppe hinauf stieg, vernahm ich erneut das Pfeifen und bemerkte wie meine Umhängetasche, die ich während dem Treppensteigen an der Seite trug, leichter wurde. Als ich sie anfasste, war sie geöffnet. Und als ich mich umdrehte, sah ich mein Portemonnaie, getragen in der Hand eines roten T-Shirts, verschwinden. Ja, glücklicherweise, waren mein Ausweis und mein Studiausweis nicht in ihm. Dafür aber Bargeld und fast noch schlimmer: Die Disneyland Eintrittskarten vom Tag zuvor! So wütend und hilflos habe ich mich selten gefühlt. Deswegen: Bitte, wenn ihr eine abgeklebte Kamera seht, dann achtet darauf, dass ihr nicht alleine lauft und eure Tasche vorne am Bauch ist.

 

So nahm das Unglück seinen Lauf. Paris besuchen wir immer mit dem Auto und parken außerhalb in einem überwachten 24h Parkhaus. Tanken mussten wir noch. Problem: Den Tankstellen ging das Benzin aus! Für dieses Problem hatten wir 2016 vorgesorgt und 2017 bereits nicht weiter daran gedacht. Als die restlichen 10 km im Tank angebrochen waren, kamen wir glücklicherweise an einer Autobahnraststätte vorbei, die uns versorgen konnte. Zum Glück.

 

Eigentlich liebte ich Paris. Ich liebte den Charme, die Romantik und das Gefühl, welches sie den Menschen verlieh. Eigentlich reiste ich gerne nach Paris. Und eigentlich betrachtete ich liebend gern den Eiffelturm. Eigentlich liebte ich es mit der Métro zu fahren. Und jetzt? Ich empfinde noch Sympathien für Paris, habe noch immer Sehnsucht danach, einfach durch die Straßen dieser Metropole zu laufen und das Gefühl von Freude und Euphorie in mich einzusaugen. Dann gibt es jedoch dieses ABER... Paris gibt mir heute ein Gefühl von Unbehagen. Von Menschenüberfüllung. Von Einsamkeit. Früher wollte ich gerne in Paris leben. Heute nicht mehr. Aber ich weiß, dass ich spätestens nächstes Jahr wieder in Paris sein werde, da mich diese Stadt in ihren Bann gezogen hat und nie wieder los lassen wird, egal wie überfüllt, extrem und beängstigend sie geworden ist. Eigentlich.